Warum sind die Beitragsanpassungen in den letzten Jahren so hoch?

In der PKV gibt es für die Beitragsänderung nur zwei mögliche Auslöser:

  1. Höhere Leistungsausgaben als angenommen und
  2. Steigende Lebenserwartung.

Wenn diese beiden Faktoren sich ändern und die Abweichung von den prognostizierten Werten um zehn, bzw. fünf Prozent beträgt, dann darf der Krankenversicherer eine Beitragsänderung durchführen. Die Höhe der Änderung ist abhängig von der jeweiligen Abweichung.

Aufgrund der Niedrigzinsphase, ausgelöst durch die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009, bewegt sich die PKV in einem schwierigen Umfeld. Sinkende Kapitalerträge führen zur Absenkung von Rechnungszinsen. Das ist aber kein auslösender Faktor für eine Beitragsanpassung und daher wird der zusätzliche Kapitalbedarf erst eingepreist, wenn ohnehin eine Beitragsänderung ansteht.

In der Bisex-Tarifwelt, das betrifft alle Tarife bis 20.12.2012, wurde mit einem Rechnungszins in Höhe von 3,5 Prozent kalkuliert. Mit Einführung der UNISEX-Tarife ab 21.12.2012 hat sich die PKV darauf geeinigt, dass man nur noch mit 2,75 Prozent kalkuliert und damit den Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008/2009 Rechnung trägt.

Was zunächst einmal weitsichtig klingt entpuppt sich bei näherer Betrachtung nicht wirklich realitätsbezogen, denn die Rechnungszinsen spiegeln den Ertrag der Kapitalanlagen wider, von denen die Krankenversicherer ausgehen garantiert erreichen zu können. Der Hochmut war, anzunehmen, dass man diesen Zinssatz auf jeden Fall erreichen werde, weil man sich auf die fetten Jahre zwischen 1985 und 2000 verlassen hat, die zum Teil Erträge von 7, 8 Prozent netto erreichten und die Schatzkammern der PKV zum Bersten gefüllt hatten. Was sind da 3,5 bzw. 2,75 Prozent.

Die PKV hat nicht mit der EZB gerechnet und dass die Europäische Zentralbank einfach die Zinsen für einen sehr langen Zeitraum auf null senkt. Wäre auch noch kein Problem, wenn man diesen Zinsertrag nicht bereits in den Beitrag eingerechnet hätte, gewissermaßen als Vorwegabzug, damit der ganze Spaß preiswerter ist.

Auch die langfristigsten Kapitalanlagen laufen irgendwann aus und dann muss das Geld neu angelegt werden, konservativ und mündelsicher. In Zeiten von Negativzinsen ist das nicht gerade ertragreich.

Zuletzt aktualisiert am 12-12-2023 von Oliver Beyersdorffer.

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