Was will die PKV mit den Tarifwechsel-Leitlinien erreichen?
von Oliver Beyersdorffer
Seit dem 01.01.2016 sind die Leitlinien des PKV-Verbands in Kraft und sollen dazu führen, dass alle beigetretenen PKV-Anbieter sich zu Einhaltung der dort beschriebenen Grundsätze verpflichten.
Doch was bezweckt die PKV damit? Sie will sich den als Feindbild erkannten Tarifwechsel-Experten vom Halse schaffen.
Das ist keine Übertreibung – im Gegenteil. Um das klar zu erkennen, muss man sich zunächst in Gedächtnis rufen, dass ein Markt der „PKV-Optimierung“ nur durch das Verhalten der Krankenversicherer entstehen konnte.
Die Branche hat sich den „neuen Feind der Tarifwechsel-Experten“ selbst erschaffen!
Betroffene PKV-Kunden waren auf Hilfe von außen angewiesen, denn von ihrem Versicherer hatten sie keine Unterstützung zu erwarten. Das hat die gesamte Branche mit ihrer Blockadehaltung eindeutig klargestellt. Hier ist keiner Willens dem betroffenen Kunden einen Ausweg aus der Beitragsspirale zu bieten.
Warum? Weil es ihn nur um die Einnahmen ging und auch heute noch geht. Beitrag ist das Wichtigste und es gilt um jeden Preis den Beitrag zu vermehren. Eine Reduzierung, wie Sie sich das als betroffener Versicherter wünschen ist da kontraproduktiv und im höchsten Maße unwillkommen.
Die PKV versteckt sich gerne hinter ihrer Verantwortung für die gesamte Versichertengemeinschaft, wenn es ihr eigentlich nur darum geht die eigenen Geldströme schützen. Hier geht es ausschließlich um Geld. Das betrifft sowohl die Aktiengesellschaften unter den Krankenversicherern als auch die Versicherungsvereine.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie als Versicherter die eine oder andere Erfahrung in diesem Zusammenhang auch bereits machen konnten und daher wissen Sie, dass das die Wahrheit ist. Allerdings eine traurige Wahrheit.
Wenn jetzt die PKV signalisiert „es wird alles anders – wir helfen unseren Kunden dabei, wenn sie Beitrag sparen möchten“, dann sollten Sie besonders aufmerksam und vor allem vorsichtig sein.
Hüte dich vor Griechen, die mit Geschenken kommen – Sie kennen das bereits… Fragen Sie sich ernsthaft:
Was hat sich am Motiv der PKV verändert, warum sollte sie plötzlich alle ihre bisherigen Motive und Ziele verleugnen?
Hier stimmt doch was nicht! Und Sie haben recht – die PKV hat begriffen, dass Experten wie ich, die sich mit dem Tarifwechselrecht seit so langer Zeit auseinandersetzen, eine ernst zu nehmende Bedrohung für die Gewinnoptimierung und die Kundenbeziehung sind.
Sie muss nun um jeden Preis versuchen „die Geister, die sie rief" wieder loszuwerden. Dazu ist ihr jedes Mittel recht! Das geht bis zu unlauterem Wettbewerb.
Die neueste Strategie ist, Ihnen als betroffenem Kunden Glauben zu machen
„… den Experten brauchst du nicht, wir machen das für dich - direkt und kostenlos.“
Sie möchte damit erreichen, dass Sie einerseits wissen und andererseits darauf vertrauen, dass Ihr Krankenversicherer gerne für Ihr Anliegen Lösungen erarbeitet und Sie dadurch selbstverständlich auf die Beiziehung eines Experten verzichten.
Das ist das Ziel! Die PKV möchte den Experten aus der Kundenbeziehung heraushalten oder herausdrängen. Denn in einer Beziehung, die nur zwischen Ihnen und Ihrem Krankenversicherer besteht ist es leicht Sie zu manipulieren. Der Experte, der sich seit vielen Jahren mit den Krankenversicherern und ihren Machenschaften auseinandersetzt gefährdet die Unternehmensziele.
Seien Sie also auf der Hut, wenn Sie sich mit Ihrem Tarifwechselwunsch verbunden an Ihren Versicherer wenden. Nicht jedes Umstellungsangebot wird zu Ihren Gunsten ausgestaltet sein, auch wenn es mit einer Beitragsersparnis verbunden ist. Das ist keine Garantie für ein optimales Preis-Leistungsverhältnis.
Vergessen Sie niemals, dass die Versicherungswirtschaft und ihre Vertreter immer nur die eigenen Interessen im Auge haben. Ihre Interessen werden durch Versicherungsmakler, Versicherungsberater und gegebenenfalls Rechtsanwälte vertreten.